The Bitter Years

The Bitter Years

The Bitter Years im Waassertuerm

The Bitter Years ist die letzte Ausstellung, die Edward Steichen 1962 als Direktor der Abteilung für Fotografie des Museum of Modern Art (MoMA) in New York, kuratiert hat.

Es ist eine Hommage an die Dokumentarfotographie mit mehr als 200 Bildern, die einem der größten Gemeinschaftsprojekte in der Geschichte der Fotografie entstammen: dem Dokumentarwerk der Farm Security Administration (FSA) über das ländliche Amerika während der Weltwirtschaftskrise, der Großen Depression, zwischen 1935 und 1944. Die historische Sammlung umfasst Meisterwerke weltberühmter Fotografen wie Walker Evans, Dorothea Lange, Arthur Rothstein und Jack Delano.

Seit September 2012 war die Sammlung The Bitter Years in Düdelingen, Luxemburg auf dem Gelände eines ehemaligen Stahlwerks, gleich neben dem Centre national de l'audiovisuel (CNA), untergebracht. Im Dezember 2020 schloss die Ausstellung ihre Türen für die Öffentlichkeit, um Platz für neue Projekte zu schaffen. Die Kollektion wird nun analysiert und bearbeitet um sie auf neue Abenteuer vorzubereiten. 

 

  • Lucille Burroughs, la fille d’un cueilleur de coton, Hale County, Alabama, 1935 ou 1936, Library of Congress, FSA/OWI Collection.
  • Dorothea Lange, U.S. No. 54, au nord de El Paso, Texas. Une des routes des migrants vers l'ouest, juin 1938, Library of Congress, FSA/OWI Collection.
  • Dorothea Lange, maison d'une bénéficiaire du programme de relogement rural, Tulare County, Californie, Novembre 1938, Library of Congress, FSA/OWI Collection.
  • Un fermier des monts Ozarks et sa famille, Missouri, Mai 1940, Library of Congress, FSA/OWI Collection.
  • Mère migrante. Cueilleurs de petits pois indigents en Californie ; mère de sept enfants âgée de 32 ans, Nipomo, Californie, Férvier 1936, Library of Congress, FSA/OWI Collection.
  • Anciens métayers Texans évincés par la mécanisation de l’agriculture, Mai 1937, Library of Congress, FSA/OWI Collection.

Historischer Überblick

Die FSA – eine historische Mission

Eine historische Sektion dokumentiert mit einer Gruppe von Fotografen, innerhalb der Farm Security Administration, die Situation auf dem Lande in den Vereinigten Staaten. Diese dokumentarische Mission wird von Roy Stryker, Ökonom von der Columbia University in New York geführt. Er umgab sich mit einem talentierten Team von Fotografen, die das Land durchstreifte und die Landflucht, die Lebensbedingungen der Wanderarbeiter, sowie den Alltag der kleinen abgelegenen Städte, Denkmäler und Tafeln am Straßenrand dokumentierten. Beteiligt sind renommierte Autoren wie Walker Evans, Dorothea Lange, Ben Shahn und Russell Lee.

So enstehen bei der FSA innerhalb von 8 Jahren, etwa 250.000 Fotos und Negative, welche das Bild der Großen Depression in den Vereinigten Staaten markierten. Dieses Archiv ist ein bewegendes Bilderbuch Amerikas in der Krise, das nun zum kollektiven Bildgedächtnis der Großen Depression gehört.
 
Die FSA-Sammlung ist einzigartig in der Geschichte der Fotografie: es ist nicht nur das erste Mal, dass die Fotografie konsequent zur Dokumentation einer Situation eingesetzt wird, sondern „große visuelle Enzyklopädie Amerikas“ ist auch das bedeutendste kollektive Fotoprojekt, das jemals von einer Regierungsorganisation durchgeführt wurde.

Steichen & die Fotografen der FSA

Edward Steichen entdeckt die Bilder der Farm Security Administration 1938 bei der First International Photographic Exhibition im Grand Central Palace in New York. Er ist fasziniert von den Fotos und ihrer Fähigkeit Geschichten zu erzählen und Emotionen auszulösen. 1939 präsentiert Steichen eine erste Auswahl der FSA-Bilder in der renommierten Veröffentlichung US Camera Annual. Hier verbindet er seine Auswahl der Fotografien mit Kommentaren von Besuchern der Ausstellung von 1938, die in den Bildern entweder kommunistische Propaganda oder eine niederschmetternde Darstellung der Wirklichkeit sahen.

Steichen selbst sieht die Fotografien als die „bemerkenswertesten Zeugnisse menschlichen Daseins überhaupt". Sie werden ihn bis zum Ende seiner Karriere begleiten und 1962 sogar zum Mittelpunkt seiner letzten Ausstellung als Direktor des Departement of Photography des Museum of Modern Art werden.

Für die Bitter Years wählt Edward Steichen einige der ikonenhaftesten aber düstersten Bilder der FSA, entsprechend dem ursprünglichen Ziel der FSA-Mission: Armut im Bild erfassen und illustrieren, um so Mitgefühl für die Abgebildeten auszulösen, die zukünftigen Nutznießer der staatlichen Programme Franklin Roosevelts. Steichen zeigt gleichzeitig mutige, heldenhafte Menschen in einer dramatischen Inszenierung der Bilder.

Restaurierung & Konservierung

Die Werke der ursprünglichen Ausstellung präsentieren eine ähnliche Materialität wie die der Sammlung The Family of Man: sie besteht aus sehr variierenden Formaten von Silber-Gelatin-Abzügen, die auf einer Holzplatte aufgeklebt sind. Mit der Integration der Sammlung in die Archive des CNA, wurden die gesamten Abzüge mit Liebe zum Detail restauriert von den italienischen Experten Silvia Berselli und Sandra Petrillo.

Die empfindlichen Originalabzüge, die direkt auf Holzplatten aufgeklebt wurden, sind durch die vergangene Zeit und die langen Reisen zum Teil stark beschädigt. Die sorgfältige Arbeit der Restauratoren konnte den Bildern ihren ursprünglichen Glanz zurückgeben und gleichzeitig die Spuren der Geschichte erhalten. Nun werden die Fotografien in Archivboxen unter optimalen Bedingungen im Archiv des CNA gelagert.

Seit Ende ihrer Ausstellung im Dezember 2020 wird die historische Sammlung von der Restauratorin Francesca Vantellini analysiert und bewertet. Die Drucke werden anschließen im CNA-Archiv zwischengelagert bis sie zu neuen Abenteuern aufbrechen kann. 

© CNA/Romain Girtgen